Der große Sprung

Geschrieben am 5. Januar 2012 von

Eckdaten:
Am 19.12.11 um 19:00 haben wir in Mindelo abgelegt. 2008 sm von Mindelo zum Wegepunkt vor Barbados und 2026sm bis Bridgetown. Dafür brauchten wir genau 371 Stunden oder 15 Tage und 11 Stunden. Wir sind damit eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 5,46 Knoten gefahren. Waren aber in der ersten Woche langsamer, weil wir moderaten Wind hatten und in der zweiten Woche sind wir durschnittlich 6 kn gefahren, weil der Wind 5-6 oder 6 Bft hatte. Den Motor haben wir 8 Stunden benutzt. Selbst gesteuert haben wir etwa 2 Stunden beim Durchzug diverser Schauerböen, die hier Squalls heißen.

Wetter:
Wir sind in Mindelo bei starkem Wind, bedingt durch einen Düseneffekt, gestartet, der in der Nacht aber auf 3-4 Bft abnahm. Er kam aus Nordost. Bis zum Heiligenabend blieb er in etwa so. Dazu keinen Regen und 25° Tageshöchsttemperaturen. Nachts wurde es bis 22° kalt. Dazu schien die Sonne. Über Weihnachten sind wir in eine Zone von wechselnden Windrichtungen gekommen. Der Himmel war bewölkt und es gab für 3 Tage keine Sonne mehr. Am Abend des zweiten Weihnachtstages ging der Wind los. Ost-Nordost 5 später 6 in Böen 7 oder auch mal 8 bis Bridgetown. Die Tageshöchsttemperaturen stiegen bis 28° und nachts wurde es nur 25° kalt. Dazu ein Wechsel aus Sonne und Wolken, wobei die Sonne überwog. Täglich gingen mehrere Schauer durch, dessen Böen es in sich hatten. Wir mussten deshalb die Segelfläche verkleinen und sind lange Zeit nur mit der kleinen Genua gesegelt. Alternative war bei tewas weniger Wind das 2. Reff mit ausgebaumter Sturmfock.

Zeit:
Mindelo lag UTC -1. Das heißt -2 Stunden zu Deutschland. Barbados und die gesamte Karibik liegt in UTC-4, also -5 Stunden zu Deutschland. An Bord benutzten wir ausschließlich UTC.

Leben an Bord:
Ein Tag sah im Wesentlichen folgendermaßen aus. Aufstehen um 8:00 (später im Westen um 10:00). Kaffee trinken, Segel, Boot, Kurs etc. betrachten. Dann Frühstücken mit jeweils einer Papaya und abgepackten konserviertem Schwarzbrot. Um 12:00 wurde die große Position in die Seekarte gezeichnet, Durchschnittsgeschwindigkeit ausgerechnet und voraussichtliche Ankunftszeit ermittelt. Das Sattelefon wurde angeschaltet. Nachmittags wurde in der Sonne oder im Schiff gelegen, gelesen oder geschlafen. Abends zum Sonnenuntergang gab es dann meist eine gekochte Mahlzeit (Bratkartoffeln, Kartoffelbrei mit Bockwurst, Reis mit Chinasauce, Nudeln in vielen Variationen). Danach noch ein wenig Sterne gucken und gegen 0:00 Uhr ging es ins Bett um alle 45 Minuten aufzustehen und draußen nach dem Rechten zu sehen. Anna hat sich einen Schlafplatz im Durchgang nach vorne unter dem Tisch gebaut, in dem sie relativ verkeilt lag. Ich schlief in der großen Salonkoje immer in stabiler Seitenlage.

Hygiene:
Gewaschen wurde sich mit Seewasser. Anfangs, als das Meer noch ruhig war, schöpften wir einen Kübel voll Wasser, stellten unsere Lenzpumpe hinein und konnten quasi duschen. Später wurden einfach nur noch Wassereimer über einem entleert.

Weihnachten:
Den Weihnachtsbaum stellten wir am Morgen des 24.12. auf. Dabei machten wir die Entdeckung, dass unsere Wassermelone die Schaukelei nicht vertragen hat, faulig geworden ist und sich in die Bilsch entleert hat. Da gingen unter schwierigen Bedingungen diverse Stunden putzen drauf. Abends verzichteten wir aufgrund der unruhigen See auf das Festessen und nahmen mit Kartoffelpü und Würstchen vorlieb. Danach gab es die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel und Weihnachtsmusik aus dem Kurzwellenempfänger von Radio Franco-Canada. Am ersten Weihnachtstag gab es dann Rouladen mit Kartoffeln, die uns aber bei den Bedingungen etwas schwer im Magen lagen aber trotzdem lecker waren.

Weihnachten
Weihnachten

Das Boot:
Timpetee hat alles gut mitgemacht. Sie liegt allerdings in der 4m Welle etwas unruhig, was mit dem relativ geringem Gewicht zu tun haben könnte. Es sind im Grunde keine Defekte zu verbuchen. Kleinere Dinge die repariert oder ersetzt werden müssen sind: Die Steuerseile des Windpiloten sind durch; Der Beschlag für das zweite Reff am Großbaum ist ausgebrochen, beeinträchtigt aber nicht die Funktion; die Pinne hat wieder etwas Spiel bekommen, muss neu angepasst werden; Der Wärmetauscher vom Motor ist undicht und die innere Kühlung weißt Salzwasser auf. Das wird aber wahrscheinlich schon seit einiger Zeit so sein. Müssen einen neuen besorgen.

Besondere Vorkommnisse:
Eine Goldmakrele fingen wir etwa 45 Minuten nachdem ich die Angel rausgehalten habe. 85 cm lang und schön bunt. Abends zubereitet als Filet ohne Beilage war es doch etwas zu viel für uns. Ein kleiner Teil ging retour.

Golddorade am Haken
Golddorade am Haken

Am 23.12.11 hat der Windpilot eine Eieruhr in den Spi gefahren, so dass er nicht mehr zu bergen war. Anna musste mich bis zur Saling in den Mast kurbeln. Island lässt grüßen 😉

Wir erhielten unregelmäßig über das Sattelefon die Information über den Standort der Nubia. Wir haben sie bis Barbados fast eingeholt.

Am Morgen nach der Abfahrt in Mindelo sahen wir noch eine Segeljacht. Danach gab es noch insgesamt 5 Frachter, die unsere AIS immer zuverlässig anzeigte. Am letzten Seetag trafen wir eine finnische Segeljacht, mit der wir über Funk abmachten diverse Fotos voneinander zu machen und später in Bridgetown diese zu tauschen.

Am 30.12.11 rief die Nordseezeitung an um ein Interview mit uns zu machen.

Durch erste Gespräche mit anderen Seglern erfuhren wir, dass alle die Überfahrt als sehr windig und anstrengend empfanden. Es gab auch eine Menge Bruch: Ruderbruch, Kutterstag gerissen, Besanbaum vom Mast gerissen, Lümmelbeschlag abgerissen um einiges zu nennen.

Auf dem Atlantik
Auf dem Atlantik
Seekarte mit Positionen und Auszug des Logbuches
Seekarte mit Positionen und Auszug des Logbuches

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