Endlich wieder ein Hauch von Luxus. Die Marina Agadir bietet dem Segler alles was er so kennt. Eingerahmt von neuen modernen Appartments und Gesichtskontrolle am Eingangstor zu einem Komplex, der neben dem Hafen auch die Wohnungen Läden und Cafes beinhaltet. Eine kleine Verschnaufspause für uns. Montag Nacht um 3:00 erreichten wir Agadir und um 9:00 stand schon die Delegation von Beamten vor dem Schiff…kurze Nacht. Schon mal auf, nahmen wir uns dann des technischen und häuslichen Dienstes an, um das Schiff auf Vordermann zu bringen. Morgen (Di) würden wir uns mit Olli in Marrakesch treffen. Am Vormittag lief dann die Thor aus Kiel ein. Ein Paar etwa so alt wie wir, die wir auch schon in diversen Häfen in Europa gesehen haben, und denen wir in Portimao noch kurz vor Abfahrt das Hafenhandbuch von Marokko zur Ansicht gegeben haben, obwohl sie nach Madeira wollten. Dienstag vor unserer Busreise nach Marrakesch haben wir gemeinsam Kaffetrinkend den Vormittag verbracht. Um 15:00 Uhr fuhr unser Bus ab. Für umgerechnet 8,50 € gab es eine 3,5 Stündige Busfahrt im modernen Reisebus auf moderner Autobahn nach französischem Vorbild mit Mautstation durch das Atlasgebirge. Dies ist ein relativ kahles und hohes Gebirge an dessen Nordflanke Marrakesch liegt. Um 18:30 kamen wir an und mussten mit dem Taxi zum Platz Jema el Fna fahren, um Olli am Cafe Agana zu treffen, das eine Ruine ist, weil dort letztes Jahr eine Bombe hochgegangen ist. Nachdem wir im Norden Marokkos nur 7 Dirham für eine Taxifahrt bezahlt haben, sollte sie nun 70 Dirham kosten. Der Preis ließ sich immerhin noch auf 50 Dirham drücken. Mit 30 Minütiger Verspätung schlug Olli dann auf. So hatten wir Zeit uns das Treiben auf dem Platz genau anzuschauen. Wie ein Ameisenhaufen liefen die Menschen zwischen Fressbuden mit Holzkohlegrills, Verskaufsständen mit allen Waren inklusive lebenden Reptilien und Straßenkünstlern aller Art umher. Während unserer Wartezeit wurden mit Sicherheit 15 mal Angesprochen ob wir nicht irgendetwas kaufen wollten oder ob wir nur so Geld hätten. Nachdem wir Olli freudig begrüßt haben kam von hinten ein Bettler Anna recht nahe, der ungewöhnlicherweise sein Geld in der Hand hielt, die er aufhielt. Ungewöhnlich war auch die Größe des mit einem Tuchs verschleiertem Mann. Bestimmt über 1,90 m, eher ungewöhnlich für einen Marokkaner. Wir schickten ihn weg, er ging aber nicht und wurde noch aufdringlicher. Kurz darauf entschleierte er sich und es war Holgi! Welche eine Überrraschung. Er ist mit Olli zusammen gekommen und fährt mit zu den Kanaren. Holgi ist auch Arabophil, spricht die Sprache und ist bestens vertraut mit dem Umgang und den Geflogenheiten hierzulande. „Imschi“ heißt zum Beispiel „Hau ab“ und wurde beim ständigen Ansprechen von ihm praktiziert, was nicht immer unproblematisch war. Durch seine Arabischen Kontakte hat Holger eine Wohnung von Privat organisiert, die einem Freund von ihm gehört, der aber in NL lebt. Dorthin ging es mit dem öffentlichen Bus, der, wie Olli es nannte, „Face to Face“ gefüllt war. Wir wurden beäugt und es wurde ein wenig über uns im verborgenen gelacht. Eher ungewöhnlich das Europäer den öffentlichen Bus nehmen. Dafür war er recht günstig und wir mussten nicht mit den Taxifahreren über den Preis verhandeln, der für Touristen extra hoch war. Im selben Haus unter unserer Wohnung lebte die Schwester Fatimar von Holgis Freund, die uns in den nächsten Tagen bewirtete. Es gab süßen Pfefferminztee, morgens Frühstück und Abends Couscous mit Hühnchen und Gemüse- sehr Lecker. Leider sprach sie nur Marrkain, eine Mischung aus Französisch und Arabisch mit arabischem Überhang, was nur Holgi eine Konversation erlaubte. Am Mittwoch ging es dann wieder mit dem Bus auf den Souk, der Basar in der verwinkelten Altstadt. Dort wurden Geschäfte gemacht, vor allem mit Touristen. Handeln, handeln, handeln. Zum Schluss waren wir es leid. Typische Situation: Man sieht etwas und zeigt beim Vorübergehen leichtes Interesse. Der Ladenbesitzer registriert dies und spricht einen an mit „Look!“an. Dabei macht er eine einladendne, ausbreitende Armbewegung Man betritt den Laden. Dann umschwirrt diese Person einen und zeigt einem alles was er zu diesem Thema, zum Beispiel einer Tasche, hat. Entschließt man sich nichts zu kaufen, was die Regel ist. Sagt er einem „You are my friend. Good price“. Man sagt man wolle nichts. Dann er: „Say a price“ Man sagt dann einen Preis und der Ladenbesitzer verzieht die Mundwinkel und sagt, da hätte er keinen Gewinn. Super Qualität. Und so weiter. Irgendwann hat man nach harten Verhandlungen dann doch etwas gekauft und man darf ein Foto mit ihm machen. So ging es dann am Mittwoch und am Donnerstag. Das schlaucht. Nach 3 Stunden Einkaufen ist man gerädert. Am Donnerstag Abend ging es dann mit dem Reisebus zurück nach Agadir, um am Freitag technischen Dienst und die letzten Besorgungen zu machen. Um 21:00 Uhr nach einem ergiebigen Mahl auf dem Fischmarkt stachen wir in See um die Wiedereinreise in die EU auf Lanzarotes vorgelagerten Insel Isla Graciose zu vollziehen. Anna und Ich freuen uns schon total wieder nach Europa zu kommen. Ebenso Olli, dessen Land Marokko nicht ist. Nur Holgi wäre wohl noch gerne länger geblieben. Grüße von der Timpetee 29°26´ N 12°58´ W (25 sm vor Graciosa)
Marakkesch
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