Es folgt ein ausführliches Tagebuch der Erfahrungen der letzten 18 Tage. Vielleicht für das Wochenende genau richtig!
Auf eines waren wir wirklich gespannt, nämlich ob wir auf die Erfahrungen der ersten Überquerung zurück greifen können und die zweite große Etappe damit erleichtert wird. Schon auf dem Weg nach Bermuda fiel es uns auf und bestätigte sich nun tatsächlich. Diese „psychische Überforderung“ blieb aus, Bekanntes lässt sich leichter händeln. Die Angst die wir vor der Abfahrt spürten, aufgrund der ganzen Unfalberichte, war nach ein paar Tagen auch wieder weg und eine bekannte Routine stellte sich ein. Wir hatten aufgrund Roberts sorgsamer Wetteranalysen und Routenplanung bis auf die letzten Tage Sonnenschein und Wärme. Was die Sache eindeutig erleichtert. Ich werde nie ein Fan von diesen Langstrecken werden und mein hochsensibler Körper wird sich nie damit anfreunden. Aber insgesamt empfanden wir die Fahrt angenehmer als die Hinfahrt.
Robert hat fleißig Tagebuch geschrieben und ihr habt nun viel zu lesen.
0. Tag 22.05.12
Nach einer unruhigen Nacht standen wir um 8:00 auf. Es regnet und es hat Wind. Irgendwie hatte ich das Gefühl heute nicht losfahren zu wollen. Wir fuhren in vollem Ölzeug mit dem Dinghi an Land. Zunächst ins Internetcafe um das neueste Wetter herunterzuladen und den Blog zu aktualisieren. Dann ging es durch den Regen zur Robeyne, mit denen ich am letzten Abend noch in der Kneipe war und das Wetter besprochen habe. Außerdem wollten wir versuchen Funkkontakt zu halten. Wir tauschten die MMSI-Nummern, eine Art Telefonnummer für das Funkgerät, aus. Bernhard und Rene waren im Begriff abzulegen mit schwerem Ölzeug, Schwimmwesten und Lifebelts bekleidet. Irgendwie wurde das Gefühl stärker nicht losfahren zu wollen. Im Supermarkt kauften wir für die letzten Dollar noch Brot, checkten dann beim Zoll aus und fuhren zurück zum Boot. Kalypso und Vinda waren bereits los, die Robeyne fuhr an uns vorbei und auch zahlreiche andere Schiffe machten sich heute, nachdem gestern noch ein Tief Bermuda gestreift hatte auf den Weg. Nachdem wir alles verstaut hatten machten wir uns schließlich auch auf den Weg und siehe da der Regen hörte schon mal auf. Bermuda Radio gab uns die Erlaubnis den Hafen zu verlassen und wir fuhren mit der kleinen Genua hinaus und machten eine gute Geschwindigkeit. Mit der Robeyne und der Kalypso funkten wir und Rene erklärte mir, dass es möglich ist von uns über die MMSI-Nummer direkt die Position abzufragen. Dies machten wir dann auch. Am Abend erklärte Rene uns dass sie jetzt „Happy Hour“ machen. Bernhard würde ein Lied singen und Rene sich einen Schnaps eingießen. Die erste Nacht verlief ruhig allerdings immer mit dem subtilen Gefühl gleich auf einen Wal zu fahren.
1. Tag 23.05.12
Nachts um 4 werde ich vom Funkgerät aus der Lethargie geweckt. Es bimmelt wie ein Telefon. Die Robeyne fragt unsere Position ab. Die Nacht war rabenschwarz und wolkenverhangen. Der Tag verlief ruhig. Es regnet. Langsam wird alles nass im Schiff. Klamm ist sowieso schon alles. Im Laufe des Tages lässt der Wind immer mehr nach so dass wir Abends Vollzeug gesetzt haben und Nachts den Motor anmachen müssen. Abends bekomme ich die Robyne nur noch schwach über Sprechfunk, die MMSI-Anrufung geht schon nicht mehr. Sie sind etwa 30 sm hinter uns.
2. Tag 24.05.12
Am Morgen erneut Kontakt mit Robyne. Weil wir eine Kursänderung gemacht haben sind sie nur noch 20 sm entfernt. Wir verabreden uns für den Nachmittag, wo sie aber nicht mehr erreichbar waren. Das war der letzte Kontakt, jetzt sind wir alleine. Die Sonne scheint, wir haben wenig Wind. Wir trocknen alles, machen die Luken auf und lüften das Schiff. Es ist richtig warm.
3. Tag 25.05.12
Kein Wind. Die Sonne scheint. Warm! Essen:
4. Tag 26.05.12
Morgens beim Wetter herunterladen stockt der Atem ein Sturm baut sich vor uns auf… was tun? Wahrscheinlich müssen wir ihn großräumig umfahren. Wollen aber die Entscheidung auf Morgen vertagen und schauen ob sich die Vorhersage bestätigt. Wir motoren den ganzen Tag bei einem leichten Gegenwind, der ein Kreuzen nervig machen würde. Wir liegen in der Sonne und lesen, hören Hörspiel, essen. Ich versuche zu angeln… ohne Erfolg. Nachmittags muss ich zum 1. Mal von der Deckslast Diesel nachfüllen.
5. Tag 27.05.12
Was sich in den letzten Tagen angekündigt hat wird nun gewiss. Mittags nach dem Wetter herunterladen mit dam Satphone: Ein Tief versperrt uns den weiteren Weg auf dem Großkreis. Dabei handelt es sich um ein Monster mit einem Zentraltief und drei Randtiefs die um das Zentrum herumdrehen. Am Dienstag soll und zunächst die Kaltfront erwischen und ein Trog folgen. Wir entscheiden auf 33°N und damit auf SW-Kurs zu gehen, um, nach den Gribfiles zu urteilen, dem ärgsten zu entgehen. Ein Tag Umweg bedeutet das.
Aber was für ein Tag. Kein Lüftchen regt sich. Der Ozean ist spiegelglatt und wir laufen immer noch mit knapp 3 kn unter Motor. Wir liegen an Deck und sonnen uns. Ich entdecke seitlich einen Fisch, verbreite Panik die Kamera herauszuholen. Ein proper Thunfisch. Nach kurzem entdecken wir, dass es eigentlich 7 Thunfische sind, die wie Delphine, vor dem Bug schwimmen. Wir beobachten sie und sie begleiten uns den ganzen Tag. Ich sitze auf dem Bugkorb und beobachte die Tiere, Anna liegt drinnen und hört Hörspiel. Auf einmal schiebt sich von unter dem Boot kommend ein Gigant vor den Bug, verschwindet aber gleich wieder. Erst denke ich es ist ein Thunfisch, dann nach einiger Überlegung muss es ein Hai gewesen sein. Vielleicht 2 Meter lang. Ich schlage im Bestimmungsbuch nach… wahrscheinlich ein Seidenhai. Versuche die Thunfische zu Angeln schlugen fehl. Sie waren zu clever. Ich legte mich ein wenig hin und überlegte. Mit der Harpune würden sie sich von oben wunderbar schießen lassen. Ich stand wieder auf präparierte die Harpune. Anna jammerte, dass ich diese tollen Fische doch nicht töten sollte. Als ich am Bug lag und sie mir vor den Speer schwammen fand ich es auch und brach die Jagd ab. Am Abend fand ich eine leere Dose Thunfisch im Mülleimer… Vor Sonnenuntergang regt sich die Luft. Wir machen den Motor aus und segeln bei 1-2 Bft. Später als ich Bett liege überkommt mich ein unglaubliches Glücksgefühl: Meine Haut ist noch warm von der Sonne des Tages. Das Wasser gurgelt leicht an der Bordwand entlang, Ansonsten ist es ganz still. Das Boot bewegt sich kaum und wir sind 1000km vom nächsten Land entfernt einfach großartig. Wir sahen heute keine Zivilisation außer einem Flugzeug, das über uns hinwegflog. Ich mache lesend meine Wache bis 6:00 und wecke dann Anna.
6. Tag 28.05.12
Wir sehen heute zwei Schiffe. Ein Segelschiff und einen Frachter oder Tanker. Beide gehen nördlich an uns vorbei. Ich denke unseren Wegepunkt zur Umfahrung des Sturms haben sich auch andere gesetzt. Am Nachmittag begleitet uns mal wieder eine Schule Delphine. Anna ist entzückt und sitzt lange auf dem Vorschiff. Der Wind hat etwas zugenommen kommt aus W mit 3 Bft und wir segeln immer noch bei Sonnenschein und Wärme nun mal wieder mit 5 kn nach SE.
7. Tag 29.05.12
Am Morgen reffen wir, weil heute ein windiger Tag werden soll. Um 12:00 Uhr erreichen wir den festgesetzten Wegepunkt… eine Punktlandung im wahrsten Sinne des Wortes. Wir gehen auf Kurs E der Wind nimmt weiter zu und wir fahren Vor dem Wind mit 2. Reff im Groß und 5 Bft. Am Abend frischt es auf 5-6 auf. Wolken ziehen im Norden auf. Nachts geht das Fröntchen durch mit einem sehr kurzem Regenschauer und dann die Winddrehung auf NW. Der Wind geht abrupt auf 3 Bft zurück. Wir setzen die vollen Segel und machen einen guten speed. In der Nacht stelle ich fest, dass in unserer Kopfleuchte immer weniger LEDs leuchten. Ich beschließe mal hineinzuschauen. Dabei lösen sich zwei Kabelverlötungen. In dem Seegang gelingt es mir mittels eines Feuerzeugs in mehrstündiger Arbeit fluchend ein Kabel wieder anzulöten. Leider haben wir keinen Lötkolben Nun ist sie defekt und praktisch außer Betrieb.
8. Tag 30.05.12
Die Stimmung ist gut mittags, als ich von meinem Schlaf erwache. Leider trübt es sich nachdem die Gribfiles heruntergeladen wurden. Der Ex- Hurrikan Beryll, der zu einem normalen Tiefdruckgebiet geworden ist, zieht südliche durch als gestern noch vorhergesagt, das heißt, dass wir nun doch nicht direkten Kurs nach Flores segeln können sondern erst einmal weiter nach Osten auf 33° bleiben müssen. Und selbst dann wird er uns mit 22 Knoten und in Böen über 30 Knoten erwischen, allerdings nur für kurze Zeit… mal schauen. Wir denken an die anderen die ihren Kurs weiter nördlich abgesetzt haben und von ihm voll erwischt werden. Durch diese Info senkt sich die Stimmung. Heute wird viel geschlafen. Die Sonne scheint und es mittelwarm. Essen: Ravioli aus der Dose.
9. Tag 31.05.12
Die Stimmung ist besser nach dem Loch gestern. Das Wetterfax und die Gribfiles versprechen, dass sich Ex-Beryll doch etwas nach Norden verlagert. In der Nacht zu heute haben die Segel so geschlagen, weil nur noch 2 Bft von hinten hatten, dass ich alles geborgen und den Motor angeworfen habe. Bei meinem Vormittagsschläfchen nach der Nachtwache weckte mich Anna, weil der Wind wieder aufgefrischt hatte. Ich war so müde dass ich sagte, wir müssen noch 2 Stunden mit Motor fahren. Zu meiner Verteidigung muss gesagt werden, dass ich gestern die Segel einfach nur heruntergeholt habe und nun Chaos an Deck herrschte, weil der Großbaum mit dem Bullenstander nach Backbord hing und die Fock ausgebaumt war, so dass ich das Segel samt Schoten und Spiebaum nur aufs Deck fallen ließ. Alles zu Ordnen und auch noch zu Halsen, weil der Wind gedreht hatte bedurfte sicher 20 Minuten Arbeit. Ab 12 waren wir wieder unter Segel. Die Sonne schien wieder den ganzen Tag und es war warm. Wir lagen meist drinnen und lasen bzw. Anna hörte Hörspiel. Wir machen einen guten Speed: 6-7 Knoten. Wir scheinen wieder Strömung mit zu haben. Essen. Kartoffelpüree mit gerösteten Zwiebeln und Kaasknackwortjes (Igitt, die waren ein Reinfall)
10. Tag 01.06.12
Morgen geht’s los. Wir machen am Abend alles Sturmfest, waschen ab und harren der Dinge die da kommen sollen. In Boen 32 Knoten Wind. Mir ist etwas mulmig zu mute. Wir bekommen die Position der Kalypso per SMS: Sie sind 240 sm hinter uns. Am Abend sind die ersten Wolken im Westen zu sehen. Nachts frischt es schon auf 5-6 auf. Wir gehen ins 2. Reff. Essen: Bratkartoffeln mit Zwiebeln, Pilzen und Salamistückchen
11. Tag 02.06.12
Annas Geburtstag fällt heute weitestgehend aus. Ein herzlichen Glückwunsch am Morgen. Dann geht’s raus. In der Nacht hatten wir bereits das Großsegel geborgen und segeln nur noch unter Genua 3. Vom Mittag bis zum frühen Abend weht es mit 7 Bft. Die Wellen sind hoch, steil und brechen sich. Zum Glück kommt das alles von hinten. Uns begleiten nach wie vor Thunfische, die seitlich des 7 Knoten schnellen Bootes die Wellen heruntersurfen. Die haben Spaß… . Am Abend, um 20:00 Uhr ein kurzer Schauer, Die Winddrehung auf NW und Abflauen. Um 20:30 steht bereits das Großsegel wieder und wir sitzen im Cockpit um Annas Geburtstags-SMS zu lesen. So kommen wir doch noch ein wenig zum Feiern. Die Hitch Hike hat per Kurzwelle die Position der Robeyne herausgefunden. Sie stehen etwa 90 sm nördlich von uns und haben nach Flores einen Vorsprung von 70 sm. Na dann müssen wir ja nochmal ein bißchen segeln in den nächsten Tagen. Erste Prognose zur Ankunft: Freitag 06:00 UTC. Wir sind müde, so dass es am Abend nur ein Fertigreisgericht gibt mit dem vielversprechenden Namen „Dirty Rice“.
12. Tag 03.06.12
Der Wind hat nachgelassen, es steht aber immer noch eine Dünung von 2,5 Meter. Das macht das Segeln schwierig, weil die Segel ständig schlagen. Mittags machen wir sogar den Motor für 2 Stunden an, weil der Wind nahezu einschläft. Die Nerven werden strapaziert. Die neue Wettervorhersage gibt uns für Dienstag nochmal 6 Beaufort mit Böen von 30 Knoten. Insgesamt aber etwas schwächer als das letzte Mal. Es wird kalt. 19°C zum Sonnenaufgang. Ich habe unter dem leichten Schlafsack das erste mal gefroren. Annas Papa ruft auf dem Satphone an um nachträglich zu gratulieren. Gestern hatten wir es erst später angemacht, weil die Bedingungen es nicht zuließen. Kurzer Besuch von 4 Delfinen am Nachmittag. Heute gab es auch mal wieder eine Dusche, was auch Zeit wurde. Auch das Wasser wird kälter… Brrr. Am Abend gab es leichte Schauerböen und in der Nacht sind wir auf Vor den Wind gegangen und haben die G1 ausgebaumt Essen: Nudeln Süß-Sauer
13. Tag 04.06.12
Irgendwie lässt die Motivation nach. An Bord hat sich eine Routine eingestellt, die sämtliches uninteressant erscheinen lässt, einzig die zurückgelegten Meilen sind interessant. In der Nacht mussten wir zwei Segelmanöver fahren. Fock ausbaumen und Fock wechseln sowie alles Halsen, was 30 Minuten gedauert hat, mir Schweiß auf die Stirn trieb und mich entsetzlich fluchen ließ als ich feststellte dass sich die Fockschoten mit dem Spiebaumniederholer und dem Fockfall verknotet hat. Dafür bedurfte es außer einen Fockhalse heute keine weiteren Manöver und wir sind schnell,wollen ja auch ankommen. Wir rasen mit Groß und G3 bei 5 Bft Raumschots mit über 6 Knoten dem Ziel entgegen. Prognose ist heute Ankunft am Freitag um 9:30. Essen: Ravioli aus der Dose… uns hängt der Fraß zum Halse raus, wir haben keine wirklichen Alternativen mehr. Die Fische beißen nicht obwohl wir fleißig jeden Tag wieder die Leine rausbringen, und wir sind einfach zu lange unterwegs. Eigentlich wollten wir schon da sein. Meine Genussmittel sind schon rationiert (Kaffee, Zigaretten, Nutella, Salami). Wasser wird noch reichen.
14. Tag 05.06.12
Heute ist der Tiefpunkt der Fahrt. Die Wolken hängen bleiernd vom Himmel. Es nieselt und es ist schlechte Sicht. Der Wind beginnt am Morgen aufzufrischen. Dazu auch noch aus der ungünstigsten Richtung: Zu Raum um die Fock auszubaumen und zu wenig Raum als das wir sie ohne Baum fahren können. Die Frustration zeigt sich am Ergebnis. Wir liegen die meiste Zeit drinnen starren an die Decke oder schlafen. Ab und zu ein Blick nach draußen. Wir fahren irgendwo hin, weit ab von der Kurslinie, aber keine Motivation etwas zu ändern. Am späten Vormittag erreicht der Wind seinen Höhepunkt mit 6 in Boen 7 Beaufort. Anna wäscht unter den Seegangsbedingungen ab, damit jemand mal etwas produktives tut… sie hätte es lieber lassen sollen…. Unangenehme See. Abends flaut es ab und wir können wieder Segel setzen, sind bald bei voller Beseglung. Ich kann keinen Dosenfraß mehr sehen. Deshalb beschließe ich Pizza zu machen (mit bereits fertige gebackenem Teig; in der Pfanne) mir ist alles egal. Die offene Tomatensoßendose fliegt durch die Pantry… nicht mein Problem. Wir wollen nur noch ankommen. In der Nacht erreicht uns eine sms von der Kalypso, mit der wir zusammen gestartet sind. Die haben noch über 700 sm. Da sie mit ihren schwedischen Freunden einen Konvoi bilden, müssen sie bei der Vinda bleiben, deren Anlasser für den Motor defekt ist. Überquerung wie früher ohne Maschinenhilfe. So haben die noch einige Zeit auf dem Atlantik. Ich denke mir es geht immer noch schlechter. Ein wenig hebt das meine Stimmung, auch wenn es fies ist. Mittags noch 373 sm.
15. Tag 06.06.12
Am sehr frühen Morgen habe ich den Motor angemacht, weil wir nicht mehr wirklich vorwärts kamen. Dann habe ich mich für ein paar Stunden hingelegt. Als ich wieder aufwachte war alles gut. Der Wind hat auf fast halben Wind gedreht und aufgefrischt auf 4 Bft. Schnell den Motor aus und die Segel richtig eingestellt. Wir segeln wieder vom feinsten und die Sonne scheint. Alles ist gut. Am Mittag flaut es wieder ab. Wir beschlossen die letzten 2 Tage nun maximalen Speed mit Arbeitseinsatz zu fahren. So setzten wir den Spinaker der traumhaft vorwärts zog. Beschlossen ihn in der Nacht stehen zu lassen, weil wir mit wenig Wind rechnen. Am Tag gabs mal wieder eine Dusche. Das Wasser wird kälter und kälter. Mittags noch 264 sm. ETA: Freitag 18:00 Uhr.
16. Tag 07.06.12
Vom Prinzip des Maximalen Speeds ist heute Morgen übriggeblieben den Motor laufen zu lassen. Mit Großsegel vor dem Wind gibt’s immerhin 5,3 Knoten. Es ist trübe und man könnte von Nebel sprechen. Dazu durchdringender Nieselregen. Kann mich nicht aufraffen an den Segeln etwas zu verändern, bin auch zu müde. Bleibe lieber im gemütlich warmen Schlafsack. Gegen 12 klart es auf, gegen 14:00 setze ich ausgebaumt die kleine Genua und mache endlich den Motor aus. Der Speed geht gegen 4 knoten. Das ist zu langsam. Was tun? Motor wieder an?-Nein, der ist nun genug gelaufen. Also Spi raus. Wir segeln wieder über 5 Knoten, bald über 7 Knoten, weil ausgerechnet kurz nach dem Spi setzen der Wind aufgefrischt hat. Also wieder runter mit dem Ding und die ausgebaumte G3 hoch. Das war ungefähr das 100. Segelmanöver auf dieser Überfahrt. Jetzt läuft es perfekt. Nachmittags richtig Sonnenschein. Ein Segelschiff taucht hinter uns auf und fährt achterlich vorbei. Ich mache das Funkgerät an. Wenig später mache ich mit dem Briten, der mich angerufen hat Smalltalk: Woher, wohin, Wetter, wie war es mit Beryl. Mittags noch 149 sm. ETA ist Morgen (!) 16:00 Uhr
17. Tag
Heute kommen wir an. Die Vorfreude ist groß und die letzten Stunden sind immer am längsten. Ich werde um 10:00 von Anna zu meiner Wache geweckt. Noch 32,4 sm. Wir laufen im Moment einen unglaublichen Speed von über 6 Knoten. Wir könnten es sogar bis 15:00 Uhr schaffen. Das wären noch 5 Stunden, die ich meine Unruhe zügeln muss und mir irgendwie vertreiben muss. Draußen ist es wieder trüb bis regnerisch und es weht mit 5-6 genau von Hinten. Ich glaube ich lege mich wieder in die Koje auf Stand By und lese Uwe Röttering „Die See gehört mir“. Ich habe leider alle in meinen Augen an Bord befindlichen lesenswerten Bücher bereits gelesen, so dass ich jetzt auf ein Segelbuch zurückgreifen muss. Die Alternative wäre in Annas Bibliothek ein mit rosa oder lila Umschlag versehendes Schicksalsbuch zu lesen. Dann lieber Röttgering. (Anm. Anna: Oho da spuckt aber jemand große Töne, der mit Vorliebe Segelkrimis liest in denen sich die Handlung nur um die Proportionen irgendwelcher Frauen dreht und hirnlose Explosionen und Anschläge stattfinden und der Protagonist „leider“ auf tragische Weise seine Partnerin verliert und dann am Ende mit DER sexy Frau zusammen kommt die zufällig auch noch Geld hat und ihm ein neues Boot finanziert….). Um 15:30 war es dann soweit. Die Insel war schwer zu erkennen, weil sie im Dunst lag. Nach 409 Stunden war es dann soweit, dass wir in den kleinen Hafen von Lajes einlaufen konnten.
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