Was sind eigentlich 20°?

Geschrieben am 15. Mai 2012 von

Bermuda ist erreicht – Das erste Viertel auf unserem Heimweg nach Europa. Wir liegen in St. Georges Harbour seit 11:00 Uhr vor Anker. Gebraucht haben wir demnach genau 7 Tage für 875 sm. Als wir auf St. Martin losgefahren sind und Anna sich auf die Überfahrt morgens vorbereitete legte sie alle möglichen Sachen zurecht, die sie später nicht noch suchen wollte. U. a. Mütze und dicke Socken. Ich belächelte sie dabei etwas, weil wir im Grunde in Badesachen gestartet sind. In der letzten Segelnacht trug ich die Socken.

Das Thermometer zeigte im Boot 18°C an. Das ist eine totale Umgewöhnung nach Monaten des Schwitzens. Das es so Kalt ist, ist der Wetterlage zu verdanken. Bis Samstagmittag war noch alles gut, dass man zumindest Tagsüber keine Kleidung brauchte, auch wenn es Nachts schon kühler wurde. Wir segelten bis dahin mit leichten bis mäßigen Winden aus NNO bis SSO dahin- ein Segeltraum! Am Samstagmittag passierte uns eine Kaltfront, die in wenigen Stunden zum Temperaturabfall sorgte, viel Regen und Gewitter mit sich brachte und den Wind von Morgens Süd 3 am Abend auf Nord 5 drehte. Clever wie wir sind, haben wir mit dem Südwind schon mal etwas Höhe herausgefahren, so dass wir am Abend Bermuda gerade noch anliegen konnten. Es gab sogenannte Kreuzseen, bedingt durch die 180° Winddrehung, die zwar nicht für das Boot gefährlich waren, aber so unangenehm waren, dass man sich in dieser Nacht nur noch einkeilen konnte. An Bewegen im Schiff war kaum zu denken. Im Laufe des Sonntags nahm der Wind ab und drehte auf NO, was das Ganze wieder erträglich machte, zumal die Kreuzsehen irgendwann plattgebügelt waren. Trotzdessen gab es am Samstagabend noch eine warme Mahlzeit wie jeden Abend gekocht pünktlich zum Sonnenuntergang, der hier etwa eine Stunde später als in der Karibik ist.

Frachtschiffe haben wir jeden Tag gesehen, dank des AIS mit Namen: Dole Europa, Federal Maas, MSC Romanos. Zwei Segelboot kamen in Sicht. Eins hielt genau den Kurs auf uns zu. Ich funkte die „COCO“ an. In gebrochenem Englisch wurde geantwortet. Auf der anderen Seite fragte man mich bald, ob ich nicht französisch könne – der Franzose….und mein erstes Funkgespräch in dieser Sprache. Ich wurde gefragt, warum ich Kurs Nord segele und nicht Bermudea anliege. Ich erzählte ihnen von der Windrichtungsänderung am Samstag, woraufhin sie auch ihren Kurs nach Norden änderten.

Ein weiteres erwähnenswertes Erlebnis, war die Fischerleine die sich um unseren Kiel gewickelt hat und mir Morgens beim Blick ins Kielwasser auffiel. Sie war von außen nicht abzubekommen und es sträubte sich in mir in den Atlantik mit Taucherbrille zu steigen, zumal wir diverese Portugisische Galeren auf der Wasseroberfläche sahen. Nach langem Überlegen sagte ich, wenn man wüsste wie es da unten aussähe würde man die Leine auch von Überwasser entfernen können. Da kam Anna die zündende Idee, die Kamera am Bootshaken zu befestigen und den Kiel zu filmen. Danach war es ein leichtes die Leine zu entfernen auch wenn wir sie nicht an Bord holen konnten um dieses für Schildkröten, Wale und Define tödliches Gut in Bermuda zu entsorgen.
Des weiteren Danken wir für die zahlreichen SMS und die Anrufe von der Nubia, die uns in dem doch eher tristen Segelalltag eine kleine Abwechslung brachte…Glückwunsch Tobi und Mareike zu euren Zwillingen!

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