Effizienz in El Jadida

Geschrieben am 14. Oktober 2011 von

Mohammedia verließen wir am Samstagmorgen. Die Polizei brachte uns um 7:00 Uhr unsere gestempelten Pässe an Bord und machte noch eine kleine „in Augenscheinnahme“ des Bootes. Vermutlich wurde nach Personen geschaut, weil der Beamte sich nur für große Räume interessierte. Kurz nach der Hafenausfahrt waren wir etwas unachtsam und fuhren über eine Fischerboje, wobei sich eine Leine in unserem Propeller verfing. Ich musste Tauchen. Einerseits mit dem hohen Schwell etwas unangenehm, andererseits ein unglaublicher Unterwasseranblick. Das Wasser ist hier tiefblau und so klar wie Luft. El Jadida erreichten wir im Dunklen und gingen längsseits zu einem Behördenschiff, dass recht modern war. Da wir nun gelernt haben, dass die Offiziellen sich und den Bootsverkehr sehr ernst nahmen beschlossen wir uns eben mal anzumelden. Ein Fischer schlich durch den Hafen und ich fragte ihn wo die Polizei denn sei. Er sagte ich solle mit ihm kommen. Eine etwas unheimliche Situation im einsamen dunklen Fischereihafen. Er führte mich zu seinem Motorroller und fuhr mich zur Polizeistation, natürlich alle ohne Helm. So etwas gibt’s hier in Marokko gar nicht. Dort musste ich erst einmal warten, weil die Beamten gerade fernsehen schauten. Marokko-Tansania Qualifikation zum Afrika Cup. Nachedem Marokko 3:1 gewann wurde sich um mich gekümmert, und der Fernseher aus der Aufsichtsbaracke getragen. Ein netter Beamter notierte sich alles und verwies uns darauf, dass wir morgen noch zur Polizei müssten um die Pässe zu stempeln. Während der Formalität war auf den Strassen El Jadidas nun der Teufel los. Eine riesen Party mit hupenden Autos, Fahnenschwingenden tanzenden Menschen und Fackeln. Ich sagte zu Anna was denn bloß los sei, wenn Marokko den Cup mal gewinnen sollte, dann fallen die wohl alle in Ekstase. Wir gingen kurz noch was Essen und dann schlafen. Der nächste Tag war der Behördentag. Wir begannen mit dem Weg zur Polizei. Dort wurden wir von dem Uniformierten vertröstet, dass wir in einer Stunde mal wieder kommen sollten. Wir nutzten so die Zeit zum Hafenamt zu gehen. Dort wurden wir dann auch die ganze Stunde in Beschlag genommen. Zunächst musste der Direktor gerufen werden. Dann Formulare ausfüllen. Warten. Dann wurde der Preis ermittelt. Erneutes Warten. Dann wurde uns die Wettervorhersage besorgt. Wieder warten. Abschließend bekamen wir eine Führung durch die Pläne, wie der Hafen verschönert werden sollte. Auch soll in spätestens 5 Jahren eine Marina entstehen. Nach dem Hafenamt wieder zur Polizei. Der entsprechende Stempelbeamte war immer noch nicht aufzutreiben. Wir sollten in 2 Stunden nochmal wieder kommen. Wir sahen uns nun die Stadt an. Zur linken des Hafens eine Strandmeile mit Cafes, großem Boulevard mit Palmen und einem breiten Strand. Wir gönnten uns einen Kaffee und ließen den Eindruck auf uns wirken. Schon etwas anderes als in Mohammedia. Es gab sogar einige Europäer. Sowieso hatten wir den Eindruck dass El Jadida ins Touristengeschäft einsteigen möchte. Im Hafen wurde Gebaut und alles ein wenig hübsch gemacht. Die Strandmeile und später in der Altstadt werden wir sehen, dass einige Häuser renoviert sind und die Straßen entmüllt (!) sind. Nach dem Cafe zurück zur Polizei. Es war immer noch keiner dort. Wir gingen zum Boot und nahmen eine Dusche im Jachtclub. Die Dusche war so, dass es gerade noch akzeptabel war zu duschen. Der Raum für die Herren war nur dreckig, der für die Damen extrem dreckig und in einen unglaublichen Gestank gehüllt. Vermutlich wurde sie von den Zahlreichen Katzen als Klo benutzt. Also nahmen wir beide die Herrendusche, ohne Brause nur mit einem Loch in der Wand, aus der kaltes Wasser kam. Als wir fertig waren kam ein Zöllner auf das Gelände, der mal das Boot sehen wollte. Er machte sich auf dem Boot ein paar Notizen auf einen Schmierzettel.. Insbesondere interessierte er sich für den Tiefgang des Bootes, alles Angaben die wir schon offiziell am Vortag angegeben hatten.. Ich sollte mal die eine und andere Kiste aufmachen. Als er die Getränke sah forderte er eine Limonade an. Mit ihm gingen wir dann erneut zur Polizei. Endlich waren die Stempelführenden Beamten dort. Dass ging dann alles sehr schnell. Allerdings war damit noch nicht alles erledigt, weil, als wir aus der Polizeistation herauskamen nun ein anderer Beamter der Hafenbehörde auftauchte uns uns abfing nochmal mit zu kommen. Also wieder ins Hafenamt. Dort sollten wir nun bezahlen. Der Direktor und eine weitere Person waren im Büro. Die zweite Person war dafür da, damit der Direktor am Computer keine Fehler machte. 270 Dirhams (25€) für zwei Nächte im Fischereihafen. Nicht gerade ein Schnäppchen. Nun war alles erledigt und schon bald Abend. Die Altstadt war dann unser letztes Ziel des Tages. Eine alte portugiesische Stadt eingefasst von Wehranlagen war diese. In der Mitte eine alte Kirche, die aber nicht mehr in Betrieb war. Eine Strasse war fertig gemacht für die Touristen. Dort fing uns ein Händler für Tonwaren und Schnitzerein ab. Der uns in sein Geschäft lotste. Wir kauften ein paar Artikel, die wirklich schön waren und bekamen viele Informationen von Felice, so hieß der Händler, über Marokko und El Jadida. Abschließend gingen wir noch in die Zisterne, die als Wasserspeicher für die nach Brasiliensegelnden portugiesischen Schiffe angelegt wurde und eheute ein eindrucksvolles nationales Kulturgut ist. Das kurioseste, was uns allerdings passierte war ein Mann, der als ich um eine Ecke schaute, uns in ein Gemäuer winkte. Dort wurde von zwei Frauen Brot gebacken. Er gab uns eine kleine Führung durch seine Backstube (ein offener kahler Raum mit einem Ofen) mit portugiesischem Hintergrund und hielt dann die Hand auf für einen kleinen Betrag. Am Abend gingen wir erneut essen und dann schlafen, weil wir am nächsten Tag zeitig nach Essaouira aufbrechen wollten.

Potugiesische Zisterne

Potugiesische Zisterne

Überall Katzen

Überall Katzen

Keine Kommentare erlaubt.