Von Leixoes nach Lisabon. Oder: Der Kugelfisch

Geschrieben am 18. September 2011 von

Hallo ihr Lieben.

In Leixoes wurden wir am Tag unserer Abfahrt von Nick und Mel aus UK zum Lunch eingeladen. Nick hatte zuviel Fisch eingekauft und wurde von Mel losgeschickt, um Freunde zu finden die mitessen können. Da unser Besuch Marco aus Sachsen Nick schon kannte wurden wir miteingeladen und es waren somit genügend hungrige Leute gefunden. Marco und Robert ließen es sich ausreichend schmecken, während ich mit etwas Vorsicht den starken Wind draußen lauschte und an die Abfahrt dachte. Gegen 21 Uhr machten wir uns auf den Weg. Marco bekam eine kurze Schiffsführung und erste Einweisungen und los ging es. Der Wind hatte zwar nachgelassen doch ein ziemlicher Schwell ließ die Fahrt doch etwas unruhig beginnen. Der Wind schlief kurze Zeit nach mir ein und als Robert mich morgens zur Wache weckte zog Nebel auf. Der sollte zwar nach Roberts Aussage gar nicht da sein und daher gleich bestimmt auch wegziehen, doch das sah der Nebel wohl anders, denn die nächsten Stunden blieb er. Er wurde nur mal etwas weniger, um uns dann aber um so mehr die Sicht wieder zu nehmen. Unser Plan war es nach Nazare zu fahren und so langsam machte sich etwas Sorge breit, den unbekannten Hafen überhaupt zu finden. Doch wir sollten Glück haben, denn am Nachmittag löste sich der Nebel und wir konnten uns wieder orientieren

Gegen 20 Uhr hatten wir Nazare erreicht, wo wir von einem alten Kauz, dem Hafenmeister, der Brite war, kurze Zeit nach dem wir festgemacht hatten, aufgesucht wurden. Er war sehr schwierig zu verstehen und drohte uns aus irgendwelchen Gründen mit der „Policia Maritim“ und „dass wir uns im nächsten Hafen sehen“ wenn wir nicht zahlen. Warum blieb uns verborgen. Unser Plan war am nächsten Tag nach Peniche weiter zu segeln. Doch am nächsten Morgen kurz vorm Ablegen rief uns der alte Kauz rüber, dass wir aufpassen sollten, draußen würde sehr gefährlicher 6 m hoher Schwell von einem Hurrikan aus Amerika stehen. Es hätte eine Warnung gegeben und die Wellen seien im Hafen Cascai bereits über die Mole gekommen, was es noch nie gegeben hätte. Es war windstill im Hafen, was die Fantasie sich ein paar Meter entfernt solch ein Chaos vorzustellen erschwerte. Zudem konnten wir keinerlei Anzeichen in jeglichen Wetterberichten und Seiten finden. Das schottische Ehepaar, dass neben uns lag und viele andere, die der Alte auch informiert hatte, waren genauso unsicher wie wir, wie man nun mit so einer Information umgehen soll. So eine Warnung einfach ignorieren und den eigenen Recherchen vertrauen, damit aber ein Risiko eingehen. Der Alte war Kaptän und meinte seine Informationen per Funk erhalten zu haben- also schon glaubwürdig? Es vergingen ein paar Stunden der Ratlosigkeit und mehrerer Besprechungen der Segler die ebenfalls rauswollten. Nachdem Robert dem Schotten vorschlug den Portugisischen Wetterdienst mal anzurufen, wurde dem Warten ein Ende gesetzt, in dem der Alte nach dem er diese Verwirrung gestiftet hatte nun herumging und mitteilte, dass er sich geirrt habe. Alles wäre ok.

In der Zwischenzeit hatten wir allerdings herausbekommen, dass man in Peniche nicht wirklich liegen kann, da dort ein Fischereihafen mit sehr viel Betrieb sei, welcher ein Ankern sowie Anlegen unangenehm bis gefährlich mache. Wir mussten dorthin, weil wir an die dortige Marina ein Packet bestellt hatten. Wir brachen also auf, ohne genau zu wissen, wie wir nun verfahren sollten. Es wurde ein herrlicher Segeltag, mit Sonne, Wärme, gutem Wind und angenehmen Wellen. Der wissbegierige Schüler Marco aus Sachsen hatte genauso wie wir seine Freude. In Peniche am frühen Abend angekommen, sollten wir erneut Glück haben, denn das Packet war wider erwarten schon da und so beschlossen wir spontan weiter zu segeln. Dem Hafenmeister wurde schnell die Ausrede der Seekranken Freundin aufgetischt, was unser Bleiben in diesem Hafen unmöglich mache. Zum Glück konnte er mein strahlendes Gesicht an diesem Tag nicht sehen sonst hätte er nicht soviel Verständnis gezeigt. Somit brachen wir um 18:30 auf nach Cascais. Die schöne Tour setzte sich fort und nur in der Nacht musste Robert den Motor irgendwann doch anstellen. Aber zuvor hatten wir ein von mir sehr beliebtes Highlight, uns begleiteten Delphine. Diese verspielten Tiere tummeln sich dann um das Boot und schwimmen mit diesem um die Wette. Es ist ein tolles Erlebnis. Schon auf der Biskaya durften wir es einmal erleben allerdings auch nur in der Nacht. Ich freue mich schon auf den Moment in dem wir sie mal am Tage sehen dürfen.

In Cascais setzten wir Marco ab, da dieser eine weitere Mitfahrgelegenheit in Lagos noch erwischen musste. In Cascais war unser Problem, dass unser Außenborder plötzlich nicht mehr anspringen wollte. Nach dem Überschlag in den Wellen hatte Robert ihn ja eigentlich wieder in Gang bekommen, doch nun wollte er nicht mehr. Somit verbrachte Robert solange mit dem Versuch in ihn zu reparieren (Anm. R.: Der Versuch, das ist ja wohl ein Witz. Drei Stunden schraubte ich an diesem Ding rum habe mehrmals den Vergaser ausgebaut und das Benzin gewechselt. Das Problem war Wasser im Benzin und möglicherweise im Motor/ an der Zündkerze), bis der Wind eh zu stark wurde um selbst mit Motor an Land zu kommen und gab irgendwann auf.

Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Lissabon, da übers Wochenende starker Wind- Portugalpassat- angesagt wurde. Lissabon begrüßte uns mit Krach und Lärm und wir benötigten ein paar Stunden um uns wieder in einer Großstadt zurecht zu finden. Unser erster Impuls als wir in die City gingen war, „bloß schnell wieder weg hier“ zuviel unübersichtlicher Straßenverkehr, Lärm und zuviele Menschen. Innerhalb kürzester Zeit wurden uns auf offener Straße Drogen angeboten, man riet uns auf unsere Taschen aufzupassen und die Straßenbahn musste man per Daumen anhalten-zwei fuhren an uns vorbei!, es war Stress pur. Von solchen Dingen haben wir uns auf dieser Reise schnell entwöhnt. Aber wir hielten aus. Nachdem wir in die Altstadt „geflüchtet“ waren, zeigte sich Lissabon etwas gnädiger und wir fuhren mit einer kleinen ganz alten Straßenbahn die noch als offizielle Linie fährt, allerdings bestimmt nur wegen den unzähligen Touristen, zurück Richtung Hafen. Robert war begeistert! Den Charme von Porto entdeckten wir zwar nicht, aber es ist bestimmt eine interessante Stadt mit netten Leuten. Wir wurden heute zum Beispiel bei unserem Diesel-Einkauf von einem jungen Mann per Auto mitgenommen, der meinte er wäre zwar auf dem Weg zur Arbeit aber es wäre ja Sonntag. Da kann der Chef warten. Er gab uns noch, falls wir bei irgendwas Hilfe bräuchten, seine Nummer.

Nachdem wir morgen noch Erledigungen gemacht haben werden, wie Seekarten kaufen, werden wir weiter nach Sesimbra fahren. Dort soll es sehr schön sein und außerdem gibt es wohl die Möglichkeit den Außenborder reparieren zu lassen.

Hier noch ein Video von der Tour nach Cascais:

Liebste Grüße aus dem momentan sehr warmen Lissabon (30°C).

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