Povoa de Varzin

Geschrieben am 13. September 2011 von

Povoa de Varzin ist ein Urlaubsort, der ähnlich aussieht wie die an der belgischen Küste. Dem Meer folgt ein Strand mit Infrastruktur, also Cafes, kleine Strandhäuschen, die man vermutlich mieten kann, und vielen Menschen. Dann eine Strandpromenade gefolgt von modernen Häuserblöcken. Die zum Teil noch nicht fertig waren und an denen auch nicht weiter gebaut wurde. Viele fertige Häuser waren unbewohnt (Krise!).
Im Hafen wurden wir freundlich empfangen. Die Marina beherbergte sehr viele Boote aus ganz Europa, die z.T an Land standen oder noch im Wasser lagen, auf denen aber niemand war. Einige an Land waren geradezu Wracks, andere im Wasser bildeten ein Biotop für Fische Muscheln und ähnliches weil die Unterwasserschiffe zu Riffs angewachsen sind. In der Marina lebten 5 Hunde, die vom Personal versorgt wurden, alles Kreuzungen von Rassen, die möglichst nicht miteinander gekreuzt werden sollten, wie Dackel und Schäferhund. Dann war da auch noch die einäugige Katze, die bei einem britischen Dauerlieger auf dem Boot lebte, und dieses vermutlich wegen der Hunde nie verließ, aber immer sehr zutraulich war, wenn man an dem Boot vorbeiging und gleich auf den Bugkorb sprang um sich streicheln zu lassen. Am ersten Abend gingen wir in den Yachtclub um etwas zu essen, dem Chefkellner antwortete ich nach erhalten der Karte mit einem “gracia”, woraufhin er mir entgegnete, dass wir nicht mehr in Spanien seien, sondern in Portugal, wo man “obligado” sage. Ich entschuldigte mich, weil ich nichts über das Spanisch-Portugisisches Verhältnis wusste.

Am zweiten Tag in Portugal fuhren wir mit der gerade neugebauten Metro, einer Art Strassenbahn, nach Porto um einige Dinge zu erledigen. Warum Portugal mit zu den Euro-Krisenländern gehört wurde mir an der Metro klar. Hypermoderne Züge, Gleise und Bahnhöfe und das System der Fahrkarten, was alles digital lief. Nichts mit Stempelautomat wie in Good Old Europe. Porto war auf jeden Fall eine Reise wert, und ich kann jedem, der Städtereisen mag, nur empfehlen dort mal hin zu fahren. Ich mit meinem kleinen Horizont muss sagen die schönste Stadt die ich je besucht habe (von München einmal abgesehen). Eine wunderschöne verwinkelte Altstadt mit schmalen aber hohen Häusern, die windschiefe Dächer hatten und übermäßig verziert waren. Dazu immer der Blick auf den Douro, dem Fluss auf dem der Wein damals nach Porto geliefert wurde um dort Portwein zu machen, der dann nach England verschifft wurde. Eine Eigenheit der portugiesischen Architektur ist die Außenwandfliese, mit der jedes alte Haus verziert ist, und die mit schönen Mustern versehen ist.
Wir verbrachten eine Woche in Povoa, weil am Abend nach dem Portobesuch auf der Mole ein Alarmsignal anging, das sich wie die deutsche Feuersirene anhörte und ein Nebelhorn war. Wir hatten viel Nebel, außer in den Nachmittagsstunden, wo es sich etwas lichtete. So konnten wir nicht weiter. Am Freitag lichtete sich der Nebel, dafür drehte der Wind auf Süd, was ein Vorankommen auch nicht akzeptabel machte, weil wir beschlossen haben bis in die Karibik nur noch zu segeln, wenn der Wind von hinten kommt. Die Tage gingen dahin und man wurde immer träger. Eines Abends habe ich vorgeschlagen mal ins Casino zu gehen. Anna wollte erst nicht, war dann aber begeistert, als wir mit 16€ Gewinn wieder nach Hause gingen. (Anm. Anna: Naja den Gewinn hatten wir nur weil der Croupier sich verzählt hat ;-))  An einem anderen Abend organisierte ein Engländer ein Grillfest im Hafen, zudem alle eingeladen waren, wir allerdings erst davon mitbekamen als es fast vorbei war. Dort lernten wir unter anderem Thorsten und Christine aus Hamburg kennen, die Zuhause alles aufgegeben haben, sich einen Katamaran kauften und nun planen für 5 Jahre unterwegs zu sein.
Mi dem einsetzendem Südwind wurde es im Hafen auch immer unruhiger. Die Atlantikwellen wurden größer. Nach einer kleinen Recherche wurde klar, dass das die Dünung des über Deutschland in Orkanstärke wegziehenden Tiefdruckgebiets war, von dem wir außer der Dünung nichts mitbekamen. Allerdings machte es ein Auslaufen aus dem Hafen nahezu unmöglich. In der Hafeneinfahrt waren die anrollenden Seen fast am Brechen, was äußerst gefährlich ist. Zudem erzählte man uns auch noch von einem Vorfall, bei dem während des Versuches in den Hafen zu kommen zwei Menschen starben und einer sich gerade noch in den Hafen retten konnte und das Wrack nun dort liegt. Ich wurde etwas nervös, weil wir irgendwann auch mal weiter wollten. Die Vorhersagen waren so, dass die Dünung am Montag zwischenzeitlich auf unter 2 m gehen sollte. Abends war aber wieder Nebel angesagt. So beschlossen wir, dieses kleine Fenster zu nutzen, um Montag Nachmittag einen Hafen weiter zu fahren, bei dem die Einfahrt tief genug war um bei jedem Wetter auszulaufen. Mit einer leichten Briese aus West und Wärme mit Sonnenschein segelten wir die 14 sm nach Leixos, dem Hafen von Porto. Hier sahen wir bekannte Boote, denen wir schon in anderen Häfen begegnet sind. Es ist halt eine ganze Armada, die sich nach Süden verschiebt. Viele wollen am ARC teilnehmen, was durch Fahnen oder Aufkleber auf den Schiffen zu erkennen ist. Nach dem anmelden im Marinabüro standen wir draußen vor der Wetterkarte. Uns fiel auf, dass in dem Aushangkasten mehrere Zettel hingen, mit denen Leute Mitsegelgelegenheiten suchten. Beim Durchlesen dieser wurden wir angesprochen. Marco, 26 jähriger Zimmermann aus Mitteldeutschland auf der Walz und auf dem Weg nach Südamerika über Lagos an der Algave , segelt nun mit uns heute Abend oder morgen früh (Wetterabhängig) nach Peniche.

Ich für meinen Teil finde Portugal bis jetzt vom Land her total sympathisch. Nette Menschen, die scheinbar stresslos leben, schöne kleine alte Städte und aufgrund der Wellen ein interessantes Segelrevier. Landschaftlich gesehen kann dieser Teil jedoch, nach dem wunderschönen Galicien, nicht mithalten. Wir freuen uns auf die Algarve und sind gespannt was uns dort erwartet.

Marina Leixos

Marina Leixos

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