In Lagos gaben wir endlich den Außenborder zur hoffentlich entgültigen Reparatur. Auch unser Großsgel ließen wir dort um eine Naht verstärken zu lassen. Alles lief reibungslos ab und wir machten uns schon gegen Mittag auf den Weg in die Lagune Alvor, in der wir ankern wollten.
Auf dem Weg aus der Stadt sahen wir einen Katamaran vor dem Strand ankern und als wir die Leute darauf winken sahen, wussten wir dass es Christine und Torsten sein mussten. Sie waren es. Wir hatten uns in Povoa getroffen und schon ein paar Mal über Email Kontakt gehabt. Sie meinten, dass sie sich die Lagune auch anschauen wollten, da sie noch immer einen geeigneten Platz zum Trockenfallen suchten. In der Lagune fanden wir nach einigem Suchen einen guten Platz und ließen den Anker fallen. Schon kurze Zeit später kam die Christobal dazu. Auch die beiden suchten einige Zeit und ließen dann, vor uns den Anker fallen. Was das für ein Segen sein sollte, wussten da noch keiner von uns. Nachdem wir kurz zu den beiden an den Cat geschwommen sind und etwas geplaudert haben, wollten Robert und ich zum Strand. Wir machten das Schlauchboot bereit und ich versuchte noch schnell etwas Ordnung zu machen. Ich dachte mir „falls jemand auf unser Boot kommt“. Konnte mir diesen Gedanken jedoch nicht weiter erklären, schließlich ankerten wir und erwarteten auch am Abend noch keinen Besuch. Da Robert los wollte brach ich irgendwann ab und wir fuhren an das nahe gelegene Ufer, um zum Strand zu gehen, der hinter der Mole der Lagune begann. Wir wählten auf meinen Wunsch einen Platz ganz in der Nähe. Was merkürdig war, denn sonst bin ich immer die erste die darauf besteht den Bewegungsmangel auszugleichen und möglichst weit zu laufen. Heute wollte Robert weiter, aber zum Glück gab er nach und ich wunderte mich nicht warum ich wohl bleiben wollte. Da wir gehört hatten, dass man nicht bei ablaufenden Wasser in die Lagune fahren sollte beobachtete Robert die Schiffe, die sich in die Richtung bewegten. Wir lagen noch nicht lange im Sand, als Robert plötzlich aufsprang und fragte „ist das unser Schiff das da treibt?“ Das ist so eine Frage die man einfach nicht hören und schon gar nicht mit Ja beantworten möchte. Da wir ja in einiger Entfernung und zudem hinter der Mole lagen sah man nur Mastspitzen, die aber eindeutig merkwürdig zu einander standen. Robert rannte los und nach einem kurzen Moment in dem ich noch hoffte er würde gleich wieder stehen bleiben und somit Entwarnung geben rannte ich hinterher. Auf der Mole angelangt, sahen wir das Ende der Katastrophe. Christine saß auf unseren Boot bei ihr noch ein uns bis dahin Unbekannter. Eine Leine hielt die Timpetee an dem Katamaran. Robert rannte schon zum Schlauchboot als Christine „euer Anker hat nicht gehalten. Aber jetzt kann nichts mehr passieren“ rief. Ich stand trotzdem unter Schock und die Tränen wollten nicht mehr aufhören zu laufen und die Zeit bis die Timpetee wieder fest am Ankerplatz lag gehört definitiv zu solchen Momenten auf die man mehr als verzichten kann. Aber unser Schockmoment war wohl nichts dagegen, was Christine und Torsten durchgemacht haben bis wir endlich kamen. Nach ihren Erzählungen spielte sich folgendes ab. Die Timpetee trieb aufrund der Strömung mit unglaublicher Kraft auf den Bug ihres Katamarans. Vorher dauerte es allerdings einen Moment bis sie die Situation richtig einschätzen konnten und merkten,s das nicht wie erst vermutet ihr Anker nicht hält sondern unserer. Durch die starken Kräfte die wirkten konnten sie weder ihr eigenes noch unser Boot bewegen geschweige denn ihren Anker bergen, um manövrierfähig zu sein. Sie schafften es wohl nach einigem Kampf und einem mutigen Sprung in die Strömung von Christine. Das ganze dauerte gefühlte Stunden in der sie noch ein weiteres deutsches Paar portugisischer Abstammung um Hilfe baten und Julio, sich auch noch auf die Suche nach uns machte wohl aber nur ein falsches Paar wild gestikulierend und schreiend „Euer Boot treibt ab“ aufscheuchte.
Am Abend luden wir unsere Retter sowie Julio und Lilli, zu Bier und Wein und wir konnten schon ein bischen über die Situation lachen. Julio und Lilli waren Portugiesen, die in Hamburg Geld gemacht haben. Sie mit einer Luxuskleidungsboutique und er mit einem Handel von Luxusautos und allem womit man noch handeln kann, wie er sagte.
Wir können uns nur erneut von ganzen Herzen bedanken und mal wieder staunend den Lauf des Lebens beobachten. Es ist immer wieder faszinierend, wie sich alles immer richtig fügt. Und es bleibt nur zu überlegen was jeder Beteiligte, für sich persönlich aus dieser Situation mitnehmen soll. Wobei es mit einem „immer genügend Ankerkette auslegen“ wohl nicht getan ist, was der grundsätzliche Fehler war, der zu der Situation führte.
Liebste Grüße Anna und Robert
6 Kommentare zu Es gibt Fragen die will man einfach nicht mit „Ja“ beantworten müssen.