Der Jakobsweg kreuzt uns

Geschrieben am 30. August 2011 von

Seit  28.08 sind wir in Muxia, einem kleinen Örtchen nördlich vom Kap Finisterre. Die Fahrt von La Coruna hier her war eine super schöne Tour. Im Hafen hat man uns noch gefragt warum wir losfahren, es wäre doch kein Wind und es stimmt es war kein Windzug zu spüren. Aber Robert vertraute seiner Wetteranalyse. Als wir auf dem Meer waren dauerte es  2 Stunden bis sich ein Segelwind einstellte. Dazu hatten wir Sonnenschein  und es war relativ warm. Bei dieser Tour stellte sich wohl zum ersten Mal ein richtiges Sommer-Urlaubs-Segelgefühl ein. Nach einem Monat , das wurde ja auch einmal Zeit.

Wir kamen nach 10 Stunden an und liefen die Marina an die uns noch in La Coruna von einem Holländer empfohlen wurde. Es hieß ,da sollte man umsonst liegen können, wie ihr euch vorstellen könnt, weckte das bei Robert  Interesse. Als wir ankamen zeigte sich eine, für solch einen kleinen Ort, große Schwimmsteganlage mit Zugängen für Wasser und Strom. Die Anlage ist von einer neuen Hafenmole umgeben und vor den Eingängen sind  nach außen verschlossene Türen. Die Hafenpromenade ist neu gestaltet und saniert. Aber es gibt jetzt keinen Hafenmeister, kein Büro niemand der sich um diese Anlage kümmert. Die Stege werden mittlerweile von Möwen als Nachtlager genutzt und sie waren weniger erfreut, als wir nun wieder ihre ursprüngliche Funktion nutzen wollten. Um wieder auf die Anlage zu kommen muss man über den Zaun neben der Tür klettern. Mich beschlich immer ein komisches Gefühl dabei, bis wir heute einen Einheimischen beobachteten, der auf die gleiche Weise zu seinem Boot gelang. Als wir ihn ansprachen erklärte er uns, leider größtenteils auf Spanisch, dass es so “normal” ist, da es nicht geregelt ist und es würde tatsächlich nichts kosten. Mehr als diese Erklärung werden wir wohl nicht bekommen- uns soll es recht sein. Denn wir liegen geschützt und außer dem Holländer der uns den Tipp gab liegen nur ein paar Einheimische ganz am Anfang der Anlage, dass heißt wir haben hier absolute Ruhe (außer Möwengekreische).

Noch am Abend unserer Ankunft gingen wir ins Dörfchen und standen unvermittelt in einem Mittelalterfest mit Verkaufständen, Musik und  Essensbuden. Es war eine tolle Stimmung in den kleinen Gassen die liebevoll für das Fest geschmückt wurden. Da wir Hunger hatten ließen wir uns an einem Stand mit großen Grill nieder. Da wir leider nur Brocken Spanisch sprechen und uns daher nur mit Wörterbuch und Zeichensprache verständigen können passierte uns ein kleiner Fehler. Wir waren erfreut ,dass der große Teller voll mit Fleisch nur je fünf Euro kosten sollte und wunderten uns als wir beim Bezahlen um noch einen und noch einen Schein mit uns nicht verständlichen Aussagen des netten Mannes gebeten wurden. Erst als er dreißig Euro von uns in der Hand hielt dämmerte es uns das es wohl fünfzehn und nicht fünf Euro waren, tja dafür blieb die Hälfte über und wir hatten für den folgenden Tag noch Essen.

In Muxia sind wir als Segler nicht so zahlreich vertreten, hier ist man eher auf  Pilgerer eingestellt neben  anderen führt hier wohl der Jakobsweg lang.. Wir ließen uns animieren und machten gestern auch eine kleine Wanderung, wir wählten die Küste aus (man bleibt doch gerne bei vertrauten Dingen ,-))  und gingen einfach mal drauf los. Der kleine Weg wurde irgendwann zum kleinen Trampelpfad und manchmal zum “kaum mehr Weg”. Der Ausblick war wunderschön, die Felsküste neben uns, die Sonne schien und vor uns der Berg auf den wir wollten. Wenn da nicht dieser, nennen wir es “Stechginster” gewesen wäre. Nach einer Stunde waren meine Beine blutig gekratzt, im kleinen Sommerkleidchen war ich wenig geschützt . Als dann auch noch alle paar Meter dicke Spinnen mit ihren Netzen den Weg versperrten war ich bedient. Aber es blieb uns nichts anders übrig als weiter zu gehen, denn zurück war genauso unattraktiv, außerdem war die Bergspitze in greifbarer Nähe. Oben angelangt bot sich uns ein unglaublicher Blick auf das Meer  und die zahlreichen  Strandbuchten umgeben von Felsen, (da brannten die Beine gleich ein bisschen weniger). Der Rückweg war dann auch angenehm weil auf der anderen Seite ein ausgewiesener Wanderweg den Berg entlang führte (warum einfach wenn es auch schwierig geht). Zur Abkühlung sprangen wir dann noch einmal kurz ins doch sehr kalte Meer und lagen ein bisschen am Strand. (ja auch Robert)
Dieser Tag ergänzte das Gefühl , dass wir schon auf der Hinfahrt bekommen hatten, so hatten wir uns das Leben auf dieser Reise vorgestellt.

Heute jedoch hat sich der Regen und der Wind eingestellt wegen dem wir ein paar Tage hier bleiben wollten, nur kurzzeitig luckte die Sonne hervor. Die Zeit nutzen wir um uns am Strand, der direkt nebenan ist, unter die kalten freiluftduschen Duschen zu stellen, denn Sanitäreanlagen gehören zu dieser mysteriösen Marina nicht dazu. Bbrrhh die Dusche war kalt aber erträglich und erfüllte ihre Funktion und “da sind wir ja nicht so” nech ;-). Allerdings musste man sich in Lee stellen, weil der starke Südwind sonst das Wasser an einem vorbeigeblasen hätte. Trotzdem praktisch… vor dem Abtrocknen war man schon trockengeföhnt.

Ansonsten müssen wir uns so langsam an die südlichen Lebenszeiten gewöhnen, so suchten wir hier schon am Nachmittag vergeblich ein offenes Geschäft und wunderten uns warum es keinen Supermarkt gibt bis wir am Abend erneut schauten und alles offen fanden. Zwar weiß man so was ja eigentlich und schon in La Coruna waren wir um 20 Uhr noch die einzigen Gäste im Restaurant, aber ungewohnt ist es dann doch immer noch.. Nun sitzen wir hier in dem Kulturzentrum im Ort um uns herum Pilgerer die ihre Stempel haben wollen und sind doch froh, dass wir ausgeschlafen von unserer Siesta hier sitzen. Obwohl die alle sehr glücklich aussehen, und ich bezweifle, dass wir auch so aussehen nach einer langen Tour. Aber das ist ein anderes Thema.

Für heute erst einmal liebste Grüße an euch Alle und einen windigen Gruß und eine feste Umarmung.

Blick von Muxia auf unseren noch von Wolken verhangenen Gipfel

Blick von Muxia auf unseren noch von Wolken verhangenen Gipfel

Anna vor dem Stechginster und den Spinnen

Anna vor dem Stechginster und den Spinnen

Blick auf Murxia mit Erklärung

Blick auf Muxia mit Erklärung

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